Mit dem Fahrrad sind es 558 km und bei gemütlicher Fahrweise dauert die Reise 7 Tage.
Donnerstag, 03.09.
So, jetzt rollt es wieder.
Anscheinend machen sich zwei Ruhetage doch bemerkbar. Ich war recht gut
in Form, musste aber auch über 80 km nach Baja zurücklegen,
da ich telefonisch schon meine Pension bestellt hatte. Trotz etlicher
Steigungen und der Wartezeit auf die Fähre in Mohacs war ich schon
um 17 Uhr in Baja.
Von Mohacs aus fuhr ich wieder über den Donaudamm. Diesen Weg
hatte ich von einem Einheimischen erfahren, und das ist das Problem:
Hinweise auf solche Wege findet man nicht. Vor zwei Jahren bin ich die
Strecke von Mohacs nach Baja auf einer sehr schmalen, verkehrsreichen
Straße gefahren. Man kommt in dieser Gegend übrigens auch
mit deutsch ganz gut zurecht, weil hier die Donauschwaben wohnen. In
Baja gibt es z. B. eine deutsche Schule, die bis zum Abitur
führt.
Freitag, 04.09.
Ein sehr angenehmer Fahrtag, von den
"Schüttelfroststraßen" einmal abgesehen. Morgens war es
leicht bewölkt mit einigen Sonnenanteilen. Zunächst ging es
auf einem nagelneuen Radweg neben der Hauptstraße nach Szeged
entlang. Nach etwa 20 km begannen die Nebenstraßen. Über
Jánoshalma ging es zunächst nach Kiskunhalmas. Auf dem Weg
dorthin verdunkelte sich der Himmel, und es sah schwer nach Regen aus,
so dass ich schon überlegte, dort Schluss zu machen. Aber ich war
noch nicht ganz in der Stadt, da klarte es plötzlich auf, und die
Wolken waren wie weggefegt. So fuhr ich weiter nach Kiskunhalas.
Der Ort war ziemlich groß, aber eine Pension oder ein Hotel gab
es nicht. Zum Glück sagte mir jemand, dass es in 3 km Entfernung
und sogar in meiner Richtung ein Hotel gebe. Tatsächlich war es
so. Zwar kein Hotel, aber ein Campingplatz mit Zimmervermietung. Doch
bei der Rezeption sagte man mir, dass es keine "normalen" Zimmer mehr
gebe, nur ein "wooden house" ohne Komfort. Natürlich sagte ich zu.
Ich hätte auch mein Zelt aufbauen können, aber ich war
einfach zu faul. Ich habe durchaus ein Faible fürs Camping, aber
nicht für die damit verbundene Arbeit.
Ein paar Bemerkungen zu einer langen Radtour: Da ist einmal die
ständige Ein- und Auspackerei. Nach vier Wochen sitzt aber nun
jeder Handgriff, man weiß genau was in jede Tasche gehört,
und fast macht das Packen schon Spaß. Dann darf man auch die
elektrische Ladetätigkeit nicht vergessen. Neben meinem Laptop
habe ich noch ein Handy, ein Tablet (fürs Brevier), ein Navi und
nicht zu vergessen, meinen Akku zu versorgen. Das will alles gut
geplant sein. Die Mitname eines Ebookreaders und eines MP3-Players
hätte ich mir sparen können, denn nach einem Tag harter
"Pedalarbeit" habe ich keine Lust mehr zu lesen oder mir einen Thriller
anzuhören. So sitze ich lieber vor meinem "wooden house" und
schreibe an meinem Tagebuch. Bei aler Freude an dieser Tour gibt es
halt einen Wermutstropfen: ich bin allein unterwegs. Natürlich
trifft man viele Menschen, mit denen man ins Gespräch kommt und
Erfahrungen austauscht. Aber gute Freunde als Begleiter sind halt durch
nichts zu ersetzen. Die häufigste Frage, die ich zu hören
bekam: "Fahren Sie ganz allein?" Und auf der ganzen Tour habe ich nur
sehr, sehr selten Solisten getroffen. Die meisten Radler sind zu zweit
unterwegs oder als Familie. Nun ja, daran lässt sich nichts
ändern.
Samstag, 05.09.
Bin ich froh, dass ich mein Zelt nicht aufgebaut habe. In der
Nacht regnete es heftig, und auch am Vormittag ließ der Regen
nicht nach. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, den Sonntag in
der Hütte verbringen zu müssen. Aber gegen 11 Uhr hörte
der Regen auf, und ich machte mich zügig auf den Weg nach Kiskunfélegyhása.
Ich hatte schon ein Zimmer bestellt. Die 28 km waren schnell erledigt,
so dass ich schon am frühen Nachmittag ankam. Ich wollte heute
sowieso nicht weiter fahren, da ich ja am Samstag immer auf die
Kombination Hotel/Kirche achten muss. Und auf meiner nächsten
Etappe gibt es nur kleinere Orte. So lege ich hier wieder einen
sonntäglichen Ruhetag ein und hoffe, am Montag bei schönem
Wetter meine Reise fortsetzen zu können.
Auf der Startseite habe ich eine Karte meiner Route nach Máriagyüd eingefügt.
Montag, 07.09.
Eine gemütliche Fahrt über 75 km nach Szolnok.
So ganz gemütlich war es allerdings nicht. Morgens schien die
Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Später bewölkte es sich
ein wenig und es kam ein lästiger Wind auf. In den lang sich
hinziehenden Ortschaften wird man oft auf einen parallel zur
Straße verlaufenden Radweg verwiesen. Und diese Radwege sind
wirklich zum größten Teil katastrophal. Man kommt nur
langsam vorwärts, weil man ständig auf Schlaglöcher oder
andere gravierende Unebenheiten achten muss. Gegen 10 Uhr wollte ich
gene einen Kaffee trinken. Es ist kaum zu glauben, aber es dauerte nur
einige Minuten und ein nettes Kaffeehaus tauchte plötzlich auf
freier Strecke auf. Mittags gab es dann einen Stehimbiss aus dem
Supermarkt. In Szolnok war es wieder ein Problem, die Touristinfo zu
finden. Als ich wieder einmal jemanden danach fragte, empfahl mir der
Mann, der gut deutsch sprach, ein Hotel ganz in der Nähe, das sehr
preiswert sei. Tatsächlich aber war es ein Viersternehotel. Die
sind natürlich in Ungarn auch nicht so teuer wie bei uns, und da
man mir noch 10 % Rabatt einräumte, nahm ich das Zimmer. Ich hatte
auch keine Lust mehr, weiter nach der Touristinfo zu suchen. Mal sehen,
ob ich morgen bis Tiszafüred komme, es sind knapp 90 km bis dothin.
Dienstag, 08.09.
Der Tag begann wieder mit strahlendem Sonnenschein, die
Route war geplant und gegen 9 Uhr ging es los. Mein Navi brachte mich
problemlos aus der Stadt. Von etlichen "Katastrophenabschnitten" einmal
abgesehen, waren die Straßen ganz passabel.
Aus dem Michelinroutenplaner hatte ich mir die einzelnen Ortschaften
notiert, so dass ich mit der Karte gut zurechtkam. Dann wollte ich von
Michelin abweichen, um eine Verkürzung zu fahren. Nach der Karte
gab es eine Fähre über die Theiß. Rechtzeitig aber
erfuhr ich, dass diese nicht mehr verkehrt. Ein anderer Informant
verwies mich auf den Dammweg nach Kisköre, der wunderbar zu fahren
war. Er erscheint aber weder auf dem Navi noch bei Michelin. Zweimal
passierte es mir heute, dass ich gerade zur rechten Zeit ins
Grübeln kam und meine Route rechtzeitig korrigieren konnte. Meine
Navigationshilfen sind: Michelin,
Navi, Karte und "Live-Auskunft". In Kisköre gab es ein
Tourismusbüro. Die Dame dort sprach gut Deeutsch und war so nett,
mir eine Unterkunft in Tiszafüred
zu besorgen. So konnte ich in Ruhe weiterfahren. Es wurden dann bis zu
meiner Unterkunft genau 100 km. Mein Domizil war ein ganzes Ferienhaus.
Meine sehr netten Gastgeber wiesen mich in alles ein und fuhren dann
nach Hause. Vorher haben sie mich noch mit ihrem Wagen zum Einkaufen
gefahren. Es ist wunderbar still hier, und ich werde nach den 100 km
wohl auch gut schlafen. Internet gibt es zwar nicht, aber darauf kann
ich gerne verzichten. Hochladen kann ich die Seite ja auch morgen noch.
Jetzt werde ich noch die Route für morgen planen.
Mittwoch, 09.09.
Im Ferienhaus meiner Gastgeber war es wirklich sehr gemütlich. Der Mann war noch einmal ins Haus gekommen, um die Heizung
einzuschalten. Heute morgen konnte ich mir Kaffee kochen, dann fuhr ich
los. Die Straßen waren zom Großteil sehr schlecht, und ich
war auch etwas müde. So machte ich nach 70 km in
Tiszaújváros Schluss, wo ich eine Pension für 10
€ fand. Es gibt überall preiswerte Pensionen, das Problem ist
nur, sie zu finden. Wenn es ein Tourismusbüro gibt, dann kann man
ja seine Preisvorstellung angeben, ansonsten muss man einfach
Glück haben.
Donnerstag, 10.09.
Heute hat mich der Regen erwischt. Schon am Vormittag
war es stark bewölkt, aber eine sehr gute Straße ließ
die Wolken vergessen. Am Mittag fing es dann zu regnen an, und ich
wechselte die Windjacke gegen die Regenjacke. Es ist zu dieser
Jahreszeit morgens und abends schon recht kühl. Ich überlegte
zunächst in Szerencs zu übernachten, wollte dann aber trotz
Regen noch ein Stück Richtung Kaschau fahren, um morgen eine
kürzere Etappe zu haben. Das Problem war, dass mein
Navi mir auf der ganzen Strecke kein Hotel anzeigte. Ich fahre auf
einer Nebenstrecke zur slowakischen Grenze, da die Hauptstrecke sehr
befahren ist. Durch Miszkolc bin ich diesmal überhaupt nicht
gekommen. Was tun? Da sah ich ein Reisebüro und bat die Damen dort
mir zu helfen. Sie fanden tatsächlich eine Pension, ca. 15 km von
Szerencs entfernt und reservierten für mich ein Zimmer. Die 15 km
konnte ich trotz Regen noch gut fahren. Die Pension in
Abaújszántó ist ordentlich. Abends bin ich dann
noch in den Ort zum Essen gefahren und habe mir Proviant gekauft.
Morgen kann ich mir in der Küche ein Frühstück
zubereiten. Jetzt sitze ich auf der Terrasse und schreibe. Gegen
gestern Abend ist es überhaupt nicht kalt. Wenn es morgen nicht
allzu heftig regnet, möchte ich meinen letzten Radfahrtag dieser
Reise antreten, die 2000 km vollmachen und bis Kaschau fahren. Mal
sehen, wie das Wetter mogen ist.
Freitag, 11.09.
Entgegen der Wettervorhersage blieb es heute trocken,
und so konnte ich den letzten Tag meiner diesjährigen Radtour in
Angriff nehmen. Es waren nur - teils hügelige - 58 Kilometer.
Gegen 16 Uhr läutete ich bei Martin an der Haustür. Bis
Mittwoch möchte ich hier bleiben und dann den Zug Richtung Heimat
nehmen. Der Tacho zeigt 2014 Kilometer an.
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Zum Schluss gönne ich mir ein wenig Luxus |
Heute bin ich genau 40 Tage unerwegs, davon waren 28 Radfahrtage. Ich
bin zwar an mehr Tagen gefahren, habe aber Tage, an denen ich nur
einen halben Tag gefahren bin auch als halbe Radfahrtage gerechnet.
Donnerstag, 17.09.
Nach
46 Reisetagen und 2045 Radkilometern bin ich heute gegen 19 Uhr wohlbehalten wieder nach Hause
gekommen. Die Rückfahrt mit dem Zug war etwas holperig. Bis
Salzburg ging es sehr gut. Die ÖBB nimmt nun auch im Railjet
Räder mit. In Salzburg wurde es dann etwas schwierig. Ich fuhr mit
der S-Bahn in Richtung Grenze. Dann stieg ich wieder aufs Rad und fuhr
zum Bahnhof Freilassing. In diesem Bahnhof gibt es weder Aufzüge
noch Gleisübergänge. Ich hatte aber das Glück, an einen
äußerst hilfsbereiten Beamten zu gelangen, der mir mit Rad
und Gepäck sehr geholfen hat. Von Freilassing gab es einen
Zug nach München und anschließende einen Regionalzug bis
Neu-Ulm. Von da aus ging es dann mit dem Rad nach Senden.
Dank sei dem Herrn, der mir diese schöne Reise geschenkt hat sowie
den hll. Engeln für Schutz und Hilfe auf dieser Tour. Dank auch
unserer lieben Mutter, dem hl. Joseph und den Heiligen meiner Komplet.
Ein herzliches Vergelt's Gott allen,
die mir hilfreich zur Seite standen.
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