Zunächst habe ich mal bis 11 Uhr vor dem Hotel gewartet,
bis es aufhörte zu regnen. Dann ging es auf zum Teil schlechten
Straßen aber auch wieder mit Sonne nach Gizycko.
Hier fand ich endlich einmal eine Touristinformation, wo man mir ein
Privatzimmer vermittelte. Na ja, gewisse Abstriche an den Komfort muss
man da schon machen, dafür gab es aber für 20 €
Abendessen, Übernachtung und Frühstück. Das Rad ist
sicher untergebracht, und vor dem Haus kann ich in Ruhe mein Bier
trinken. Als ich kaum in meinem Quartier angekommen war, gab es ein
ungemein kräftiges Hagelgewitter. War ich froh, dass ich nicht
weitergefahren bin! Es klarte dann schnell wieder auf, so dass ich
jetzt draußen sitzen kann. Internet gibt es nicht, bzw. kannte
die Wirtin den Code nicht. So werde ich die Seite wohl morgen hochladen.
Heute bei sommerlichem Wetter gestartet, gegen Mittag gab es
dann wieder einen heftigen Gewitterschauer. Zum Glück hatte ich
diesmal ein Buswartehäuschen gefunden, wo ich das Gewitter
aussitzen konnte. Danach wurde es wieder schön, und ich konnte -
meistens über stille Straßen - bis Ketrzyn
fahren, wo ich
ein gutes Quartier fand. Die Fahrt über die stillen Straßen,
oft durch Wälder und an Seen vorbei, ist wirklich ein tolles
Erlebnis. Allerdings muss man die Freude an der Natur nicht selten mit
sehr schlechten Straßen bezahlen. Es hat ja aus verschiedenen
Gründen lange gedauert, aber heute habe ich mit dem Rad die ersten
1000 km zurückgelegt.
Eindrücke von der heutigen Fahrt
Ausflug zum Marienwallfahrtsort "Swieta Lipka"
Am Freitag musste ich umziehen, da meine erste Unterkunft übers Wochenende ausgebucht war. Mit nur vier Taschen ist ein Umzug kein Problem. Der Preis im Hotel Agros
ist auch zivil, ich habe allerdings ein Zimmer mit Balkon genommen, und
zu mener Freude war dort eine Wäscheleine gespannt, so dass ich
wieder einmal richtig waschen konnte. Heute bin ich zur Liturgie nach
Swieta Lipka gefahren. Es war ein schöner Tag mit gutem Wetter.
Von hier bis zum Wallfahrtsort sind es nur 13 km.
Morgen bleibe ich noch in Ketrzyn. Ich möchte etwas Post erledigen und die nächsten Etappen planen.
Zur Sonntagsliturgie in "Swieta Lipka"
Übrigens knien die Menschen hier auch auf der Straße nieder, wenn das Allerheiligste vorbeigetragen wird.
Leider ist mir die Planung ein wenig aus dem Ruder gelaufen.
Ich wollte ja ursprünglich mit dem Rad weiter nach Korfantow zu
meinen Verwandten fahren. Aber ich musste zu meinem Schrecken
feststellen, dass ich zu wenig Insulin mitgenommen habe. So blieb mir
nichts anderes übrig als meine Apotheke anzurufen und um die
erforderliche Zusendung zu bitten. Nach der schlechten Erfahrung mit
dem Fahrradständer wollte ich die Sendung nicht an ein Hotel
schicken lassen, sondern direkt zu meinen Verwandten. Und so blieb mir
nichts anderes übrig als mit dem Zug bis Oppeln zu fahren. Von
dort ging es dann am vergangenen Samstag mit dem Rad bis Korfantow.
Heute, am Hochfest "Mariä Aufnahme in
den Himmel" bleibe ich noch hier und möchte dann morgen weiter Richtung
Bratislava fahren.
Exkurs: Das Stundengebet auf der Reise
Mein treuer Begleiter auf allen Fahrten ist das Stundengebet der
Kirche. So bin ich zwar in der Fremde unterwegs, aber doch auch immer
im Gebet in einer Geborgenheit. In der Liturgie des heutigen Hochfestes betet die Kirche:
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast die selige Jungfrau Maria, die uns Christus geboren hat,
vor aller Sünde bewahrt und sie mit Leib und Seele zur Herrlichkeit des Himmels erhoben.
Gib, dass wir auf dieses Zeichen der Hoffnung und des Trostes schauen und auf dem Weg
bleiben, der hinführt zu deiner Herrlichkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn,
unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht
in alle Ewigkeit.
Das wünsche ich allen meinen Verwandten, Freunden und Wohltätern und auch allen Besuchern unserer Seite.
Exkurs: Mein Fahrrad
Von dem Ärger mit dem Fahrradständer einmal abgesehen,
bin ich mit meinem "Pegasus" sehr zufrieden. Ich verfüge über 4
Unterstützungsstufen: Eco - Tour - Sport - Turbo. Die Stufe "Eco"
eignet sich für ebene Straßen, bringt es dafür aber
auch auf eine Reichweite von 150 km mit einer Akkuladung. Bei
wechselndem Gelände mit leichten Steigungen benutze ich die Stufe
"Tour". Auf meine alte "Rixe" will ich ja nichts kommen lassen (sie hat mich nie im Stich gelassen), aber
gerade diese sanften Steigungen haben mir doch viel Mühe gemacht.
Geht es mal steigungsmäßig so richtig zur Sache, nehme ich
"Turbo". Damit bekomme ich im ersten Gang problemlos jede Steigung in
den Griff. Zu erwähnen ist noch die schnelle Ladezeit des Akkus.
Er ist in ca. 3 Stunden wieder voll geladen. Sollte es mit dem Strom
einmal eng werden, bringt eine halbstündige Ladung, z. B. bei einer
Pause, wieder genug Strom für etliche Kilometer. Allerdings habe
ich beim Kauf einen Fehler gemacht. Wenn man mit schwerem Gepäck
fährt, sollte der Akku nicht unter dem Gepäckträger,
sondern am Rahmen montiert sein.
Exkurs: Mit Fahrrad und Zug
Bevor ich mit dem Rad einen Zug benutze, fahre ich auf jeden
Fall am Tag vorher zum Bahnhof, um die Lage zu erkunden. Das hat mir
schon viel Ärger erspart. Man glaubt nicht, wie schwer es oft ist,
die Treppen am Bahnhof zu umgehen und direkt mit dem Rad auf den
richtigen Bahnsteig zu kommen. Auch der Fahrkartenkauf am Vortag ist
sinnvoll, da an den Schaltern oft lange Schlangen stehen. Am Bahnsteig
kommt dann die nächste Herausforderung: Wo ist das Fahrradabteil?
Wird der Zug dort eingesetzt, wo man abfährt, ist es in der Regel
kein Problem. Man hat genügend Zeit, das Radabteil zu suchen.
Hält der Zug aber nur kurz, wird es problematisch. Selbst wenn man
bei der Einfahrt des Zuges das Radabteil entdekt haben sollte,
nützt das wenig. Der Bahnsteig ist voller Leute, man kann mit dem
Rad nicht fahren und muss es mühsam durch die Menge
manövrieren. Das Gepäck befindet sich natürlich auch
noch auf dem Rad. Die Zeit wird knapp!!! Ich habe da meine eigene
Strategie entwickelt, die ich sehr empfehlen kann: Man stelle sich
einfach an den Anfang oder das Ende des Bahnsteigs. Dann das Rad (ggf.
mit fremder Hilfe) bei der ersten ode letzten Tür des Zuges
einladen. Hier gibt es dann keine Blockade zwischen den Wagen, und wenn
man einen freundlichen Schaffner erwischt, toleriert er das, zumindest
in den östlichen Ländern. Ich hatte einmal in Ungarn ein
Ticket mit Radbeförderung gekauft, aber der Zug hatte gar kein
Radabteil. Der Schaffner selbst hat mir geholfen, das Rad direkt hinter
der Lok zu plazieren. Auch auf dieser Reise hat die Methode
funktioniert. In Posen sah ich beim einfahrenden IC kein Radabteil. Ich
stand am Ende des Bahnsteigs, und man half mir, das Rad und mein
Gepäck bei der letzten Tür des Zuges einzuladen. Es war zwar
ein 1. Klasse-Wagen, aber die Schaffnerin war sehr nett und ließ
mich mitffahren ohne zu meckern oder mich aufzufordern, beim
nächsten Halt das Fahrrad woanders unterzubringen. Ich meine auch,
bei der Einfahrt des Zuges kein Rdabteil gesehen zu haben.
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Meine Fahrt in der 1. Klasse |
Endlich mal wieder ein voller Radfahrtag über knapp 80
km. Allerdings ein sehr nasser Tag. Ich bin bei gutem Wetter in
Korfantow gestartet, aber hinter der tschechischen Grenze gab es dann
ein kräftiges Gewitter und der Regen prasselte nur so nieder. Ich
war auf freier Strecke ohne eine Unterstellmöglichkeit. So musste
ich ca. 1 Stunde durch den heftigen Regen fahren. Danach wurde das
Wetter wieder besser. Vor Bruntal
gab es noch eine sehr lange Steigung, und ich bin viel auf der
Höchststufe gefahren. Als nur noch ein Balken von fünf auf
dem Display zu sehen war, habe ich mir nichts dabei gedacht. Bei der
"Rixe" blinkte es immer, wenn der Strom zur Neige ging. Aber bei meinem
neuen Rad war schlagartig Schluss mit der Stromversorgung. Ohne Strom
läuft bei meinem Gesamtgewicht gar nichts. Aber ... der
Stromausfall ereignete sich genau 100 m vor dem Hotel "Montenegro", das
ich gebucht habe. Glück gehabt? Morgen geht es weiter nach
Olmütz, wo ich auch schon gebucht habe. Da kann ich es
gemütlicher angehen lassen, denn es sind von hier aus nur 56 km.
Der Stromausfall heute soll mir eine Lehre sein. Demnächst werde
ich, wenn es knapp wird, eine Zwischenladung einlegen.
Die Fahrt am Donnerstag nach Olomouc konnte ich mal bei gutem
Reisewetter absolvieren. Zwar gab es etliche Steigungen, aber sie
konnten dei Fahrfreude nicht trüben, vor allem, weil es zum Ende
hin eine kilometerlange Abfahrt nach Sternberk gab. Das Hotel "Hanacky
Dvur" in Olomouc war einwandfrei mit schönem Biergarten und dem pasenden Wetter dazu.
Am Freitag war es sehr anstrengend bei extrem hohen Temperaturen. Zum
Glück wies die 74 km lange Strecke keine nennenswerten Steigungen
auf. In Uherské Hradiste
hatte ich im Hotel "U Hejtmana Sarovce"gebucht". Es schmückt sich
mit 4 Sternen, mir ist allerdings nicht klar, worin das begründet
sein soll. Kein schlechtes Haus, aber auch nicht anders als normale
3-Sterne-Hotels. Leider war das Wetter regnerisch, so dass ich nicht
nach Velehrad fahren konnte.
Am Samstag wollte ich bei einer Tankstelle noch etwas einkaufen und
habe dabei sehr auf mein Navi geschimpft, bis ich dann merkte, dass der
Fehler bei mir lag. Ich hatte es in der Jackentasche und habe es nach dem
Anschauen immer mal wieder falsch herum hineingelegt, so dass es mir
natürlich nicht den richtigen Weg zeigen konnte.
Dafür hat es mich heute problemlos zur Kirche geführt. Und
das allein ist wichtig. Unsere Navigation sollte immer auf das
endgültige Ziel unseres Lebens eingestellt sein. Und wenn man dann mal
vom rechten Weg abkommt, sagt das Navi: "Neuberechnung", sprich Umkehr und
Buße.